Call my Name

Konzeptarbeit und Performance

Loseblattsammlung, Kugelschreiber auf Recyclingpapier, 21 x 15cm

„Willkommen bei Quelle, mein Name ist Stefan Brand-Stifter. Was darf ich für sie tun?“

Zwischen 1999 und 2005 arbeitet Brandstifter vormittags als Telefonist in einem Mainzer Call- Center. Dort ist er via Headset und Datenbank täglich mit den Anliegen von durchschnittlich vierzig, völlig fremden, unterschiedlichsten Menschen konfrontiert. Um auch diese hektische, aber kommunikative Zeit der Erwerbsarbeit für sich kreativ zu nutzen, schreibt er während des Gesprächs die Familiennamen der Anrufer als Souvenir auf ein DINA5-Blatt. Tatsächlich kann er aber mit dem aufgeschriebenen Namen nachträglich keinerlei Zusammenhang zu den teilweise sehr emotionalen Situationen mit den Anrufern wiederherstellen. Die Anekdoten verschwimmen aufgrund ihrer konsumistischen Beliebigkeit. Was bleibt ist eine „anonyme“ Namensammlung als Metapher für die zunehmende menschliche Entfremdung der modernen Arbeits- und Konsumwelt im Computerzeitalter.

Call-my-Name

2002 machte Brandstifter eine Leseperformance zur Ausstellung „ARBEIT“ in der Galerie ART’N’ACT in Mainz. Brandstifter verliest monoton seine Listen bis er von dem irritierten Publikum durch Zwischenrufe unterbrochen wird, berichtet über Hintergründe und beantwortet Fragen. Das Werk umfasst circa 500 Blätter in einem Aktenorder, der im gleichen Jahr zur Einzelausstellung „Brandstifter macht nichts“ im Kunstraum CORE in Köln ausgestellt wird. 2005 wird die Sammlung mit Auflösung des Call- Centers abgeschlossen. Brandstifter verklagt den Quelle-Karststadt-Konzern mit Erfolg auf Abfindung und startet eine sogenannte ICH-AG für KUNST, MUSIK, PERFORMANCE mit Unterstützung der Bundesagentur für Arbeit.